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Marco Godinho – Invisible More Visible More Invisible

Künstler*in(nen)
Marco Godinho
Kurator*in(nen)
Didier Damiani, Kevin Muhlen

Die Ausstellung von Marco Godinho entwickelt sich in drei aufeinanderfolgenden Etappen: Nach einer ersten Präsentation im Neuen Kunstverein Aschaffenburg (September – November 2012) ist sie im Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain zu Gast (19. Januar – 28. April 2013) und im Frühjahr 2013 schließlich im Faux Mouvement – Centre d’art contemporain in Metz. So werden die einzelnen Ausstellungsauflagen jeweils geprägt durch den Ort ihrer Präsentation, und die Gesamtkonstellation der teils schon bestehenden, teils eigens für die Ausstellungen produzierten Werke verändert sich mit den wechselnden räumlichen Gegebenheiten. Diese Ortswechsel machen Invisible More Visible More Invisible zu einem Projekt von nomadischer Wandelbarkeit, das vor allem darauf abzielt, mittels seiner gleichermaßen poetischen, philosophischen und konzeptuellen Werke die etablierte Ordnung politischer und kultureller Strukturen zu untergraben.

Aus dem Bezug auf den gegenwärtigen, sich damit unablässig erneuernden Augenblick ergibt sich eine Auseinandersetzung die unsere linearen Wahrnehmungen in Frage stellt, sowie unsere Erinnerungen und unser Erleben von Raum und Zeit. Dieser Bezug ist nicht nur konzeptuelle Basis der Ausstellung, sondern auch und vor allem eng verbunden mit der künstlerischen Praxis und dem persönlichen Werdegang von Marco Godinho. Der 1978 in Portugal geborene Künstler ist in Luxemburg aufgewachsen und lebt heute abwechselnd im Großherzogtum und in Paris. Sein Werk spiegelt sein eigenes, von wiederholten Entwurzelungen geprägtes Leben wider und kreist immer wieder um das Thema des Orientierungsverlustes, des Irrweges. Der Begriff des Irrweges impliziert buchstäblich die Tätigkeit des Gehens (mit oder ohne Ziel) und konkretisiert sich als Umherstreifen zwischen einer Reihe von Werken ohne vorgegebene Richtung. Jede Ausstellung eröffnet den Besuchern neue Wege zwischen den Werken, im Raum, und spornt nicht nur dazu an, neue Verbindungen zwischen den Objekten zu schaffen, sondern ebenso auch neue Interpretationen. Die Konzeption der Ausstellung als Reise impliziert die Idee eines Anfangs- und Endpunktes. Was Marco Godinho in diesem Kontext im Besonderen interessiert, ist die Zeit der eigentlichen Reise, die geprägt ist vom Erleben des Reisenden, seinen Erinnerungen und Zweifeln. Dies ermöglicht es ihm, sich von allzu offensichtlichen Bezügen und konkreten lokalen oder individuellen Kontexten zu lösen. Wer sicher Geglaubtes beständig in Zweifel stellt, kann sich der Welt umfassend öffnen und mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man sich in dieser Welt bewegt. Der Titel Invisible More Visible More Invisible, konstruiert wie ein Mantra oder eine Endlosschleife, bildet den roten Faden zwischen den Ausstellungsetappen. Die sich wiederholenden Worte, die in ihrer Anordnung an ein Palindrom erinnern, lassen den Leser stocken, verwirren ihn vielleicht gar - je nachdem, in welchem Rhythmus man sie liest, scheint ihr Sinn auf und verschwindet wieder. Darüber hinaus nimmt Godinho ihre Anordnung - visible in der Mitte, umklammert von more und invisible - zum Anlass, sich mit der Frage des Blickwinkels zu beschäftigen: Je weiter man sich vom Zentrum - dem, was einem vertraut ist oder auch scheint - entfernt, desto weniger fassbar wird es und öffnet sich so anderen möglichen Realitäten. Aus dieser Situation ergeben sich neue, ungewohnte Verhaltensweisen, die auf unser Dasein allgemein wirken.

In seinem Werk spielt Marco Godinho mit Phänomenen des Auftauchens und Verschwindens und lotet damit den Grenzbereich zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, Fassbarem und Flüchtigem, zwischen Hin und Zurück aus, um letztlich unser Verhältnis zum Leben zu hinterfragen und damit Begriffe wie Gegenwart und Abwesenheit, Gedächtnis und Erinnerung, den Gang der Zeit und die unablässige Sinnsuche in einer zunehmend unwägbareren Welt.

Ausstellungen

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