Silver Memories
Wenn wir an das Ende der Silbererzvorkommen denken und uns einen Fotoabzug anschauen, erblicken wir dann vielleicht unsere eigene Endlichkeit? Daphné Le Sergent
Im Rahmen des 8. Europäischen Monats der Fotografie, der in diesem Jahr unter dem Motto "Rethinking Nature / Rethinking Landscape" steht, präsentiert Daphné Le Sergent (*1975), eine französische Künstlerin koreanischer Herkunft, ihre Landschaftsserie Silver Memories, die Fotografie, Zeichnung und Video miteinander kombiniert.
Ausgehend von der Hypothese, dass die Silbererzvorkommen bald erschöpft sein werden, konstruiert Daphné Sergent eine hybride künstlerische Erzählung, in der das fotografische Verfahren der Silbergelatine-Prints im Zentrum künstlerischer, ökonomischer und ökologischer Fragen steht. Ihr multimediales Werk – bestehend aus einer Videoprojektion sowie einer eigens für die Räumlichkeiten des Casino Luxembourg geschaffenen Installation aus Fotografien und Zeichnungen auf Foto – veranschaulicht auf einfühlsame Weise die Produktionskette in der Analogfotografie, angefangen von der Silbergewinnung bis zu schwankenden Börsenkursen.
In ihren Zeichnungen auf Foto scheint der Bleistift die Stelle des Silbers einzunehmen und die skripturale Spur über das fotografische Register zu herrschen. Das Spiel mit den Maßstäben, das an die Überlegungen Walter Benjamins über das Verhältnis zwischen Nähe und Ferne, zwischen auratischer Projektion in den Tiefen des Materials und parodistischer Reflexion auf den Oberflächen anknüpft, ist zugleich eine Anspielung auf die Bildästhetik des späten 19. Jahrhunderts.
Daphné Le Sergent (*1975 Südkorea; lebt und arbeitet in Frankreich) betreibt sowohl künstlerische als auch theoretische Forschung zu Vorstellungen von Schize (Spaltung) und Grenze. Durch verschiedene Anordnungen (Foto- oder Video-Polyptychen) oder das Erzeugen einer Spannung zwischen verschiedenen Bildzonen (Zeichnung auf Foto) erzeugt sie in ihrer Arbeit eine Dissoziation in der unmittelbaren visuellen Wahrnehmung, um eine Spaltung, einen Bruch im intimen Blickraum zu vergegenwärtigen.
Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören u. a. Silver Memories: le désir des choses rares (2021), Centre Photographique d'Île-de-France, Pontault-Combault; Silver Memories: How to Reach the Origin (2019), Atelier Hermès, Seoul (Südkorea) und Geopolitics of Oblivion (2018), Jeu de Paume, Paris/CAPC Bordeaux/Museo Amparo, Puebla (Mexiko).
Silver Memories, le désir des choses rares, ein weiterer Teil der im Casino gezeigten Ausstellung, läuft derzeit bis zum 18. Juli 2021 im Centre Photographique d'Île-de-France (CPIF) (www.cpif.net).
Daphné Le Sergent ist Dozentin an der Universität Paris 8 Vincennes-Saint-Denis und Mitglied der AICA.
Partners
EMOP - European Month Of Photography