 
Theatre of Cruelty
Die Ausstellung Theatre of Cruelty (Theater der Grausamkeit) bezieht sich auf die gleichnamige experimentelle Theatertheorie, die der französische Künstler Antonin Artaud (1896-1948) in den 1930er Jahren entwickelt hat. In seiner radikalen Vorstellung sollte das Theater keine konventionellen Fiktionen darstellen, sondern vielmehr den Zuschauer in den Zustand einer geistigen Katharsis versetzen. Zu diesem Zweck müsse es die Vernunft zugunsten des Körpers, der Sinne und extremer Emotionen unterlaufen – ähnlich wie bei einem Exorzismus oder einem alten Ritual. Für Artaud bedeutete „Grausamkeit“ nie nur ein blutrünstiges Spektakel, sondern vielmehr eine unerbittliche Intensität – die Notwendigkeit, das Dasein mit seiner Rohheit, seinem Leiden, seiner Ekstase und seiner Beziehung zum Tod zu konfrontieren. Heute, in einer Welt, in der Schmerz ästhetisiert und Leiden als Content konsumiert wird, ist sein Aufruf, den Vorhang zu zerreißen und das darunter Verborgene zu enthüllen, aktueller als je zuvor.
Die Ausstellung vereint Künstler und Künstlerinnen verschiedener Generationen – Ed Atkins, Angélique Aubrit & Ludovic Beillard, Tobias Bradford, Romeo Castellucci, Pan Daijing, Tadeusz Kantor, Liza Lacroix und Michel Nedjar – die anhand von Theater, Performance, Klang, Malerei, Skulptur, Video und kinetischen und Installationen die von Artaud gezeigten Vision und Werken aufgreifen. Ihre Werke verzichten auf jegliche narrative Bequemlichkeit und inszenieren verstörende Exorzismen, die Artauds bahnbrechende Vorstellungen in Bezug auf existenzielle Melancholie, zerbrochene Sprache, Kraft der Geste und primitive Energie verkörpern.
 
Über Agnes Gryczkowska
Agnes Gryczkowska ist freischaffende Kuratorin, Autorin und Musikerin.Sie ist diplomierte Kunsthistorikerin und Absolventin eines Masters in Modern and Contemporary Art: History, Curating and Criticism der Universität Edinburgh. Zwischen 2019 und 2022 kuratierte sie die Ausstellungen Amnesia Scanner: Anesthesia Scammer (2019) und Holly Herndon: PROTO (restaged) (2019) in der LAS Art Foundation in Berlin. Außerdem war sie als Kuratorin im Schinkel Pavillon in Berlin tätig, wo sie für die  Ausstellungen HR Giger & Mire Lee (2021) und Sun Rise|Sun Set (2021).
Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung Au-delà (2023) bei Lafayette Anticipations in Paris. Außerdem war sie Gastdozentin und Mentorin für Studierende an der Royal Danish Academy und im BPA// Berlin Programm for artists
 
Foto: Angélique Aubrit & Ludovic Beillard, Une solitude vraiment terrible, 2024, Galerie Kostka, Prag
Partners
Mit der besonderen Beteiligung von der Bibliothèque nationale de France