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Fabien Giraud et Raphael Siboni_1922_The Uncomputable_05.jpg

2045 – 1542
(A History of Computation)

Künstler*in(nen)
Fabien Giraud & Raphaël Siboni
Kurator*in(nen)
Kevin Muhlen

Das Langzeitprojekt The Unmanned von Fabien Giraud und Raphaël Siboni, 2014 im Rahmen einer ersten Ausstellung im Casino Luxembourg initiiert, besteht aus einer Filmserie mit drei Staffeln und präsentiert sich als Technikgeschichte. Doch auch wenn das gewaltige Epos die klassische Form einer großen Erzählung nachahmt, geht es in dieser Geschichte der Technik nicht um Instrumente und Werkzeuge für die menschliche Produktion, sondern um den Menschen selbst als technologische Produktion. Aus dieser Umkehrung - und uns selbst als Artefakten - entwickelt sich im Laufe der Serie allmählich ein Bild der Geschichte als unbegrenzte Form der eigenen Entwurzelung.

Im Januar 2018 kehren Fabien Giraud und Raphaël Siboni in das Casino Luxembourg zurück, um die gesamte erste Staffel von The Unmanned zu präsentieren. Diese aus acht Filmen bestehende erste Staffel geht der Geschichte der Informatik nach, indem sie die Erfindung moderner Rechenverfahren und die Folgen ihrer Automatisierung durch Maschinen erkundet. Die rückwärts erzählte Geschichte beginnt 2045 mit dem Tod von Ray Kurzweil, einem berühmten Ingenieur und Förderer der technologischen Unsterblichkeit, und endet 1542 mit der Ankunft der ersten Konquistadoren und dem Tod der Tiergötter im späteren Silicon Valley.

Vor dem Hintergrund der acht historischen Daten, um die es in dieser ersten Staffel geht, erscheint der wachsende Einfluss von Algorithmen auf unsere Gegenwart in einem neuen Licht: Die Datenverarbeitung war nie ein neutraler und abstrakter Prozess, losgelöst von politischen und sozialen Kontingenzen, als der sie heute allgemein beschrieben wird. Ganz im Gegenteil, sie wird hier als Produkt einer komplexen Geschichte offenbart, in deren Verlauf es zu Überschneidungen und Verquickungen zwischen den Arbeiterkämpfen des 19. Jahrhunderts (1834 – La Mémoire de Masse), den Emanzipationsbewegungen von Frauen in den 1920er Jahren (1922 – The Uncomputable), dem europäischen Kolonialismus des 16. Jahrhunderts (1542 – a flood) oder auch der institutionellen Homophobie im England der 1950er (1953 – The Outlawed) kommt.

Die erste Staffel von The Unmanned ist als Versuch konstruiert, sich in dieser Geschichte zurechtzufinden. In der Zeit zurückgehend versucht sie, aus jedem Ereignis, aus jeder Wendung den möglichen Augenblick einer völlig anderen Zukunft zu machen.

Ausstellungen

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Partners

Zusätzlich zur Unterstützung von Casino Luxembourg - Forum d'art contemporain wurde die erste Staffel von The Unmanned vom Centre international d'art et du paysage de Vassivière, der Lyon Biennale 2015, der Liverpool Biennale 2016, dem Palais de Tokyo und der Fondation Kadist unterstützt.

2018/2019 wird die Ausstellung im SF MOMA (USA), in der Fondation d'Entreprise Ricard (Frankreich), im MONA (Australien) und in der Galerie de l'UQAM (Kanada) verlängert.