Sound Without Music
Das Potenzial von Klang in der zeitgenössischen Kunst
In jüngster Zeit ist ein wachsendes Interesse an Partituren im Bereich der zeitgenössischen Kunst zu verzeichnen. Musikalische Partituren wurden mit "Konzepten" verglichen, die einer Interpretation oder Ausführung bedürfen oder auch nicht, oder die ihrerseits auf verschiedene Weise ausgeführt werden können. Im Jahr 1966 schrieb Meyer Kupferman Music Without Sound, ein Experiment, das auf einem diagrammatischen Ansatz für die Organisation von Klang basiert, bei dem die Musik eher gelesen als gehört werden soll. Dies wirft die Frage auf, was denn den Klang von der Musik unterscheidet. Ist es die Tatsache, dass er sich der Chronologie und Zeitlichkeit entzieht? Ist es seine Präsenz: can you feel it?
Sound Without Music ist eine Reflexion über die verschiedenen Rollen und Texturen von Klang in der zeitgenössischen Kunst und über die verschiedenen Arten, wie Klang sorgfältig gehört oder intensiv wahrgenommen werden kann. Dieses Projekt rückt sowohl aufstrebende als auch etablierte Praktiken, Kollektive und Synergien ins Rampenlicht, um zu zeigen, wie das Hören und Produzieren von Klängen in der zeitgenössischen Gesellschaft nach wie vor wichtige Rituale sind. Das hybride Format zwischen einer permanenten Ausstellung von Werken und einem ephemeren Programm bricht mit der Konvention einer Ausstellung von Dingen und zeigt die Freiheit des Experimentierens und die Überschneidungen zwischen den Disziplinen.
Die Ausstellung
Lorenz Lindner - Molto
Molto ist gleichzeitig eine Performance, ein Konzert und eine Skulptur. Im Zentrum seiner Arbeit als Bildhauer dreht und wendet Lorenz Lindner das Beiläufige und Unvorhergesehene, die Poesie des Unfalls.
Anna Raimondo - Derrière la mer
Derrière la mer ist eine Installation, die auf einer von der Künstlerin Anna Raimondo komponierten Partitur basiert. Sie ist das Ergebnis einer Recherche, bei der die Texte der Bibel und des Korans auf einem gemeinsamen Territorium aufeinandertreffen: dem Meer. Das Klangstück - das Herzstück dieses Werks - verwebt Stimmen, die verschiedene Kulturen, Sprachen und Geografien miteinander vergleichen, um schließlich anzudeuten, wie sehr die beiden heiligen Texte, die den beiden monotheistischen Religionen angehören, gemeinsame Referenzen haben, die sich in der Weite des Meeres nachvollziehen lassen.
Andrea Mancini - Matter of Deep Dreaming
Die Installation Matter of Deep Dreaming umfasst eine visuelle Forschung zu Texturen und Bewegung mithilfe künstlicher Intelligenz, eine Klangforschung, die mit analogen Modulmaschinen komponiert wurde, sowie die stimmliche Umsetzung von Texten aus David Toops Ocean of sound.
Passepartout Duo
Die Arbeit des Passepartout Duo (Nicoletta Favari und Christopher Salvito), das die Werkzeuge, die es zur Schaffung seiner Musik verwendet, ständig neu bewertet, konzentriert sich auf ein spezialisiertes und sich entwickelndes Ökosystem handgefertigter Musikinstrumente, das von konventionelleren Schlaginstrumenten über raumgroße Textilinstallationen bis hin zu exzentrischen skulpturalen Stücken reicht.
Ab Anfang September wird sich das interdisziplinäre Programm, das der Ausstellung vorausgeht und sie begleitet, nach und nach durch Konzerte, Performances, DJ-Sets und Screenings entfalten, zwischen Tag und Nacht, zwischen bunten F(r)iktionen und weißem Rauschen.